Samstag, Juli 07, 2007

zwischen 3 und 6

du bist anders, gehörst nicht dazu...
zu hause:
du bist wie deine mutter, du gehörst nicht hierher, heulsuse, hör auf zu weinen sonst gibt's einen grund...
meine mutter, die hure, die nutte, die die mich im stich gelassen hat, die lieber nach amerika ging um dort zu leben anstatt sich um ihre kinder zu kümmern, die die mich in der badewanne gelassen hat als sie einkaufen ging, wo ich ertrunken wäre mit fast 2 wenn meine schwester nicht den stöpsel gezogen hätte (sie war 3 1/2) bevor wir einschliefen, die uns ins heim gegeben hätte, wenn meine großeltern nicht gewesen wären, die schuld daran war dass mein vater nach kiel abgehauen ist, die verräterin, der drogenspitzel, die rote hexe...
meine mutter, die ich doch irgendwie liebte... du bist wie deine mutter!!!

und schläge und unter zwang gemüse essen bis zum erbrechen, und hass, den ich nicht verstehe von meiner tante, und nachts in den schlaf weinen, wackeln stundenlang, so dass das bett im zimmer hin und herrutscht und dann wunderschöne spaziergänge im wald, so ein wunderbarer wald, die bäume, so ruhig so stolz so kraftsrotzende freie bäume...und plötzlich wieder aus heiterem himmel dieser blick und die schläge und nachts die träume und dieses flimmern in der zimmerecke und alles verliert kontur, nichts ist mehr greifbar, die welt zieht sich zurück alles verliert die oberfläche nur kalte glätte und die stimmen, die ständig reden und die angst die mich zerfrisst. und dann mein opa, die ruhe, seine nähe die schweine, die hasen die hühner und nur ein gebot:du sollst nicht lügen...
aber wie wenn die angst dein einziger treuer begleiter ist und jedes wort nur falsch sein kann... und immer wieder schläge mit hand, fliegenklatsche, kochlöffel, rohrstock und wenn du weinst bist du schwach und wenn du weinst gibt es noch mehr davon, denn die großen arme werden nicht müde,
und meine oma, die stolze kühle, die schweigsame, die fleissige, die gut kochende, die die nicht einschreitet wenn ihre tochter die kontrolle verliert, die sagt, du weisst doch wie sie ist, warum ärgest du sie auch, die die ich so sehr liebe, die beim mensch ärger dich ciht so lachen kann, die nicht schlägt sondern fernsehverbot erteilt, die aber nicht hilft, nicht schützt nicht wärmt mit ihrer majestätischen kühle
und mein bruder,meine cousins lachen über mich, sie wissen sich zu verbünden mir mit spinnen aufzulauern, mich zu jagen, bis ich vor angst fast sterbe, mich zu beschuldigen um ihre schläge zu bekommen, besser ich als sie...
und dann sitzen stundenlang nur sitzen und schaukeln, in das nichts schaukeln, vor und zurück, vor und zurück, sanft erst dann schneller, immer wieder, stundenlang nur schaukeln, bis ich nicht mehr bin nur das gleiten ins nichts bis alles nicht mehr ist, auch der hass nicht auf mich weil ich nicht dazugehöre
ich bin wie meine mutter...

im kindergarten:
alleine spielen in der puppenecke und wenn einer kommt und mir meinen frieden nimmt, dann wird es rot und schwarz in mir und dann muss ich draussen sitzen, darf nicht mehr spielen, denn schlagen ist böse und schreien ist schlecht. und die schaukel meine geliebte schaukel, fast bis zum himmel reicht sie und der überschlag ist nie weit entfernt, bis andre kommen und auch schaukeln wollen und die welt wieder in diesen farben versinkt...
und sitzen auf dem pilzdach, alleine den himmel betrachten, mit dem willen die wolken lenken und wissen dort ist freiheit.
und immer wieder, mit dir darf ich nicht spielen, nein du darfst nicht mit zu uns nach hause, zigeuner stinken, du klaust, du hast läuse, ihr entführt kleine kinder, meine eltern wollen das nicht , nein ich darf dich nicht zum geburtstag einladen, nein mit dir spiel ich nicht...
und so viele tränen so viele schläge so viel wut so viel hass und soviel sehnsucht nach euch...ich will doch nur mitspielen und ihr sagt mir ich gehöre nicht dazu...
und dann gibt es jemanden zum lachen, jemanden zum schaukeln, jemanden um schlagertexte in die welt zu schmettern, jemanden um fangen zu spielen für kurze zeit, bis mein bruder mir sagt du spielst hier nicht mit, das sind meine freunde, du gehörst hier nicht dazu.
und die erzieherinnen schenken mir beachtung, wie sollen sie auch nicht, denn ich schreie danach ich schlage danach ich hungere nach dem wenigen was ich bekomme wenn sie mich vor die tür bringen um nachzudenken, wenn sie mich von der schaukel holen, wenn sie mir sagen ich solle mich beruhigen...
aber sie sehen die striemen nicht, die immer größer werden denn wenn die fliegenklatsche kaputt geht,hinterlässt der kochlöffel größere spuren, und wenn der zerbricht ein bambusstock schneidet teif ins fleisch und wenn die hand ein gesicht bedeckt kannst du ja auch auf die nase gefallen sein und zähne fallen manchmal aus und vielleicht will ich ja auch nicht sitzen, es muss ja nicht gleich so sein dass ich nicht sitzen kann...
und augen lesen haben sie nicht gelernt wie sollen sie auch, wenn die einsamkeit und die angst hinter einem tränenschleier versteckt ist...


wer sagt, dass die erinnerung an schöne dinge das schlechte irgendwann verdrängt, geht davon aus dass es erinnerung an schöne dinge geben muss!!!

3 Comments:

Blogger schnüd said...

eine umarmung.

6:09 PM  
Anonymous Anonym said...

Ich habe Tränen in den Augen. Vom Lesen deiner Geschichte. Fühl dich ganz lieb gedrückt. - Das Leben ist hart. Und ungerecht. Und doch ist man immerzu auf der Suche nach dem Sinn. Du besitzt einen Willen. Und viel Kraft. Du bist ein Kämpfer. Hast es bis hierher geschafft. Schaffst es, nieder zu schreiben. Lässt andere Teilhaben. Du schaffst es auch weiter. Bis ganz nach oben. - Ich glaub an dich!

7:58 PM  
Anonymous Anonym said...

Worte die bewegen und tränenreiche Worte. Man liest sie förmlich mit, meine Gedanken gelten dir.
Sie sollen dir kraft geben, dich unterstützen und dir wünschen das du ein paat Tage ausspannen kannst.
Lg das Traenenmehr

10:14 AM  

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